Kurz nach Sonnenaufgang Aufbruch von der Trugo Gompa. Die teilweise versumpften Wiesen strecken sich still am Ufer entlang. Die Wasserlöcher sind zugefroren, tauen aber unter der kräftigen Sonne im Tagesverlauf auf. Ein Hase springt beiseite, Pfeifhasen gucken neugierig aus ihren Löchern. Wenn ich huste, zucken sie zusammen. Eine Herde Ziegen drängt sich an den Manasarovar See, um ihren Durst zu stillen. Das Hirtenmädchen in Jeans trifft mich beinah mit einem Stein aus ihrer Schleuder, wobei sie vor Schreck aufschreit.
Das Ufer zieht sich in die Länge. Nach jeder Klippe vermuten, erhoffen wir unser Ziel Chiu Gompa. Wir sind von der Höhe und vom Gewichtsverlust durch karges Essen und Kälte ausgezehrt. Irgendwann treffen wir eine Gruppe von Russen, von denen einige trotz der kühlen Temperaturen baden gehen. Sie versichern uns, was wir ohnehin schon immer glauben: Hinter der nächsten Klippe liege Chiu Gompa. Als wir die Russen verlassen, wandern wir noch mehr als eine Stunde an mehreren Klippen vorbei.
Thukpa, Nudeln in ihrer Suppe mit Ei, in einem tibetischen Teehaus. Davor 8 Motorräder, die landesüblich ausstaffiert sind: Fransen an den Enden der Lenkstange, Plasteblumen , die über die Rückspiegel hinausragen, überbreite Spritzlappen unter dem Rücklicht und ein Radio. Und im Teehaus sitzen dann diese tibetischen „Rocker“ mit schrägen Hüten, einige mit Lederjacken. Sie trinken Tee, sprechen gedämpft, sind freundlich und zuvorkommend.
Die heißen Quellen von Thetapury sind die dritte heilige Stätte in dieser Gegend neben dem Kailasch und dem Manasarovar See. Sie sind jetzt kanalisiert und in ein Haus umgeleitet. Die albernen Damen des Hauses wollen den unverschämten Preis von 60Yuan für ein Bad. Wir schauen stattdessen das Kloster an, die lange Reihe von Manis, den rötlich/weißen Anstrich der Felsen, was an die Farbe der Klöster hier erinnert, die vielen Chorten und den Fluss, der von Gebetsfahnen überspannt wird in den letzten Sonnenstrahlen. Das Hotel am Kloster besteht aus einem gekalkten Lehmhaus und kalten Zimmern. Nachts steigen wir über den bereits niedergetretenen Zaun und baden die Füße in den noch frei hervorsprudelnden Resten der heißen Quellen. Der Dampf wirkt gespenstisch im kalten Mondlicht.
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