DER BERG KAILASCH



Der wohl heiligste Berg der Erde ragt einsam aus der tibetischen Hochebene. Niemand hat ihn bestiegen. Messner hatte als einziger die Erlaubnis und hat im Angesicht des Berges und seiner spirituellen Bedeutung auf die Besteigung verzichtet. Anhänger vier großer Religionen verehren ihn als den Nabel der Welt und pilgern um seinen Fuß: Buddhisten, Hinduisten, Jains und die Bön, die Vorreligion des Buddhismus in Tibet. Bis auf die Pilger der letzen Religion umrunden die Gläubigen den Berg im Uhrzeigersinn. Die Umrundung wird auf tibetisch Kora genannt. Die Kora des Berges Kailasch erstreckt sich über 53 km und führt über einen Pass von 5600m Höhe. Viele Tibeter legen diese Stecke an einem Tag zurück, indische Hindus oder wir brauchen 3 Tage. Einige Pilger umrunden den Berg ausschließlich in dem sie sich niederwerfen, aufstehen, 3 Schritte bis zu der Stelle gehen, wo ihre Hände lagen und sich erneut niederwerfen. Die Kora wird von ganzen Familien einschließlich Kindern und Alten begangen und hat in Tibet tiefste religiöse Bedeutung. Bereits auf der Hinreise zum Berg, die oft Wochen in dem unwegsamen Gelände dauert bereitet sich der Gläubige vor, beschreibt Gebetsfahnen mit Namen von lieben Angehörigen oder für sie besonderen Personen. Die Kora selbst symbolisiert das Rad des Lebens, auf ihrem Weg wird der Pilger sterben und wiedergeboren werden. Mit dem Anstieg zum 5600m hohen Dolma La Pass beginnt das Sterben. An einem Tempel vor dem Pass läßt man die Dinge hinter sich, die einem lieb sind, die einen festhalten, symbolisiert zum Beispiel durch sein Lieblingskleidungsstück, das man dort zurückläßt. Hier stirbt der Gläubige. Der Weg von diesem Tempel bis zum Pass ist der wichtigste Abschnitt der Kora, der Bardo darstellt, die Zeit zwischen Tod und Wiedergeburt. Hier sollte der Geist frei und rein gemacht werden. Das Überqueren des Passes schließlich steht für die Wiedergeurt, die durch den Abstieg in ein grünes Tal begleitet wird. Die Kora sollte mit sowenig Gepäck wie möglich gelaufen werden, denn das Gepäck symbolisiert den Ballast seelischer und materieller Art, den wir mit uns tragen. Die Kora bietet Gelegenheit soviel wie möglich hinter sich zu lassen.
Aus buddhistischer Sicht haben nur wenige Menschen in diesem jetzigen Leben ein Stadium erreicht, in dem sie Gelegenheit haben, den Berg zu umschreiten. Für viele gilt, dass sich zunächst ihr Karma bessern muss. Wenn mein Karma stimmt, schneit es heute Nacht nicht und ich breche noch in den frühen Morgenstunden zum heligen Dolma La auf.
Doch beginnen wir von vorne - an der Grenze Nepal / Tibet.

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